Im letzten Eintrag hatte ich die Klimakatastrophe als Apokalypse beschworen, die es zu verhindern gilt. In einem Aufsatz von Jan-Paul Klünder und Marcell Saß, in Anschluss an Hans Blumenberg, habe ich kürzlich über Apokalyptik als Coping-Strategie1 gelesen. Die Apokalypse erfülle als Metapher eine Funktion, nämlich mit Blick auf kontingente Zukunft und künftige Bedrohungsszenarien Sinn zu stiften.
Die Apokalypse stiftet Sinn, indem sie Verhalten vorschreibt, das sich an langfristigen Zielen orientiert. Sie ermöglicht also strategisches Verhalten, wo sonst zielloses Verhalten wäre. Wenn es also nicht wirklich um die Klimakatastrophe gehen würde, weil auch dies nur eine Katastrophe unter vielen ist, ginge es also möglicherweise um die Frage, an welchem (mittel- bis) langfristigen Ziel sich aktuelles Verhalten sonst noch ausrichten könnte.
Angenommen dieser Schritt wäre bereits eingesehen und beantwortet, wäre eine Strategie wohl bereits festgelegt und eine ehrliche Bestandsaufnahme könnte die unmittelbare Konsequenz sein. Aus den daraus resultierenden Möglichkeiten und Unmöglichkeiten ergäben sich dann nachfolgende Planungen und Zeitfenster.
- Jan-Paul Klünder und Marcell Saß, Apokalyptik – eine Coping-Strategie, Leviathan, 51. Jg., 4/2023, S.608-634 ↩︎