Bücherschränke sind Orte, an denen ich bei Spaziergängen gerne verweile. In Großstädten ist das Inventar desselben Bücherschranks von Woche zu Woche in der Regel komplett unterschiedlich, und erstaunlich oft stolpere ich beim Stöbern in ihnen über Bücher, die mich so sehr faszinieren, dass ich sie tatsächlich einstecke und zunächst mit nach Hause nehme. Nachdem ich diese Bücher zufällig, umsonst und ohne spezifischen Zweck erhalten habe, ist meine Bereitschaft, sie nach eingehender Begutachtung wieder in Freiheit zu entlassen, sehr hoch, wodurch sich immer wieder Gründe ergeben, Bücherschränke aufs Neue aufzusuchen.
Öffentliche Bücherschränke lassen sich als Social Media begreifen, wenn man Social Media so versteht, dass durch sie Konsumenten zu Produzenten werden. Inhalte bzw. Informationen werden also nicht mehr von einer zentralen Stelle aus an Unbekannte verteilt, sondern Informationen werden durch die Nutzenden selbst zusammengetragen, kuratiert, bewertet und weiterverbreitet. Auch bei Bücherschränken fällt, genau wie auf Social Media, mitunter auch „Müll“ an, was die These verstärkt, dass es sich dabei um Social Media handelt, und hier wie dort kann niemand so ganz genau sagen, wozu es eigentlich exakt gut ist. Ein Unterschied könnte sein, dass die Nutzenden von Bücherschränken nur in seltenen Fällen die beigetragenen Werke selbst hergestellt haben, was allerdings eher darauf hinweist, dass bei Bücherschränken physische Dinge zusammengetragen werden und sich Social Media ein Stückweit auch durch ihre Immaterialität auszeichnen.
Zusammen mit Bekannten arbeite ich gerade an einem kleinen Projekt, um Social Media im eigentlichen Sinne (genauer gesagt Fediverse) mit Social Media im Sinne von Bücherschränken zu verbinden. Wir wollen Nutzungsweisen sichtbar machen sowie neu hervorbringen, Vernetzung und Ressourcenakkumulation ermöglichen. Für unsere Idee schreiben wir gerade einen Förderantrag, zwei Programmierer und einen tatkräftig unterstützenden System Engineer haben wir bereits.
Falls du diese Idee interessant oder unterstützenswert findest, melde dich gerne: #testaPP